Zukunft ist kein Zufall.
Gestaltung verändert alles.

Meine Mission ist es, Zukunft nicht als etwas Fiktives und Abstraktes darzustellen, sondern genau jene Fragen an die Oberfläche zu holen, um daraus Potentiale für die Zukunft entwickeln zu können.

Welche Zukunftsbilder werden wir wohl nach dem Corona-Blues kreieren? Die, die wir ohnehin schon kennen - nur eben noch etwas bunter und natürlich viel größer? Oder aber doch mal was wirklich Mutiges und Neues? Spannende Frage, die uns zugleich ein großes Problem offenbart. Denn genaugenommen liegt das Problem nicht im Erkunden der Zukunft, sondern weit mehr im Loslassen vom Alten. Alte Denkmuster sind halt verdammt hartnäckig.

Spätestens jetzt bringen wir gerne das Zauberwort „kreativ“ ins Spiel – weil man es sein will - oder muss? Verpackt in Botschaften, Produkten oder Sprache. Erkennbar auf Visitenkarten, hippen Büros oder schrillen Webseiten einer Welt voller Inszenierung und dem unbändigen Drang nach dem Rausch des Neuen.

Nur, glauben wir das auch? Genaugenommen hat doch der Kern von Kreativität mit „Hauptsache anders“ oder flotten Botschaften rein gar nichts zu tun. Kreativität ist auch weit mehr, als ein Permanent- Diskurs, der uns verleitet, wie wir etwas sehen wollen und nicht wie wir es eigentlich gestalten könnten. Die Geschichte der Menschheit ist eine Geschichte des Fortschritts und nicht die einer Inszenierung.

Wir alle sind zutiefst kreative Wesen. Aber auch wenn wir uns noch so sehr einreden, unsere Ideen, Träume und Visionen verwirklichen zu wollen, werden wir das nicht umsetzen können, wenn wir niemanden finden der uns dabei hilft. Erfolgreich waren immer diejenigen, die bereit waren von anderen zu lernen, sich zu vernetzen und Gedanken zu teilen. Deshalb ist es auch falsch, Kreativität als eine Art Universalbegriff zu verdonnern. Denn das Neue lässt sich weder auf Zuruf geschweige denn aus Notwendigkeit heraus steuern. Kreativität braucht Möglichkeits- und Gestaltungräume, damit sich das Unbekannte überhaupt entfalten kann.

Wir alle erleben gerade, dass sich gut zwei Jahrzehnte nach Beginn des 21. Jahrhunderts die Welt gravierend verändert. Corona hat nicht nur die Digitalisierung beschleunigt, sondern auch ganze Branchen in Unordnung versetzt. Gleichzeitig blicken wir mit Sorge auf große Veränderungen und existenzielle Bedrohungen unserer Lebens- und Arbeitswelten. Wir alle sind an einem Punkt angekommen, an dem wir Zukunft nicht weiterhin nur bespielen oder inszenieren dürfen. Heute brauchen wir nicht noch mehr coole oder schräge Ideen, sondern vielmehr kluge und intelligente Lösungen, die uns helfen, in Kreisläufen und Zusammenhängen denken und handeln zu lernen.

Deshalb ist es auch völlig absurd zu glauben, Zukunftsgestaltung über temporäre Motivations- oder Erfrischungsmomente verkaufen zu wollen. Es braucht eine grundlegende Erneuerung einer veralteten Kultur des Denkens. Wir müssen über gemeinsame und übergeordnete Perspektiven einer Art „privatisierter“ Zukunft hinaus denken lernen. Allein dafür gilt es, den gegenwärtigen Diskurs über Kreativität und Zukunft weit über den Tellerrand hinaus zu verlegen.

Wenn uns bewusst wird, dass das menschliche Gehirn gar nicht für stupide und monotone Arbeiten, sondern für das Lösen echter Probleme bestimmt ist, könnten wir jene Orte und Ziele ausfindig machen, die auf unseren Landkarten von gestern niemals aufgetaucht wären.

Autoren.

  • Klaus Kofler. Zukunftsforscher. Redner. Autor.

    Klaus Kofler unterstützt als Mitgründer der Future Design Akademie Menschen und Unternehmen, die die Zukunft verändern, gestalten und verbessern wollen. Dabei will er Zukunft nicht als etwas Abstraktes darstellen, sondern die richtigen Fragen an die Oberfläche holen, um Potenziale zu entwickeln. Seine Vorträge inspirieren und konfrontieren Menschen mit der Zukunft aus verschiedensten Perspektiven. Sie öffnen den Blick für Neues.